Bandscheibenvorwölbung

bandscheibenverwoelbung

Bandscheibenvorwölbung – Definition

Unsere Bandscheiben bestehen grundlegend aus zwei Bestandteilen. Erstens einem aus Faserknorpel bestehenden äußeren Faserring (Anulus fibrosus) und zweitens einem gallertartigen Kern (Nucleus pulposus), der als eine Art Stoßdämpfer zwischen den Wirbelkörpern fungiert. Bei einer Bandscheibenvorwölbung (auch: Bandscheibenprotrusion) wölbt sich der Faserring der betreffenden Bandscheibe in Richtung des Wirbelkanals vor und kann auf die vom Rückenmark abgehenden Nerven (Spinalnerven) drücken.

Das wiederum kann zu Schmerzen und verschiedensten Beschwerden führen. Im Gegensatz zum sogenannten Bandscheibenvorfall bleibt der Faserring in Takt, sodass der Gallertkern nicht in den Wirbelkanal eintritt. In seltenen Fällen kann es zu einem minimalen Einreißen des Faserrings kommen. Diese nach außen Wölbung der Bandscheibe bezeichnet man in der Medizin dementsprechend auch als inkompletten Bandscheibenvorfall. Nichtsdestotrotz stellt eine Bandscheibenvorwölbung die Vorstufe eines Bandscheibenvorfalls dar.

Am häufigsten tritt die Bandscheibenprotrusion im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel bzw. dem 5. Lendenwirbel und dem 1. Kreuzbeinwirbel auf. Auch in der Brustwirbelsäule (BWS) sind Bandscheibenvorwölbungen regelmäßig anzutreffen. Nur selten ist hingegen die Halswirbelsäule (HWS) betroffen.

Bandscheibenvorwölbung – Ursachen

Ursächlich für die Vorwölbung einer Bandscheibe ist in der Regel die degenerative Strukturveränderung im Gewebe des Faserrings. Dieser Verschleiß ist in den meisten Fällen altersbedingt. Bereits ab dem 20. Lebensjahr nimmt die Wasserspeicherfähigkeit des Gallertkerns der Bandscheibe auf ganz natürliche Weise ab. Infolgedessen wird auch das Gewebe des äußeren Faserrings zunehmend spröde.

Da das schwächer werdende Gewebe somit Belastungen weniger entgegenzusetzen hat, steigt die Gefahr, dass sich die Bandscheibe unter Belastung aus ihrer Position hervorwölbt. Am häufigsten betroffen sind Personen in mittlerem Alter zwischen etwa 30 und 50 Jahren. Ab dem ca. 50. Lebensjahr führt die weiter abnehmende Wasserspeicherkapazität der Bandscheiben bzw. des Gallertkerns wieder zu einer Abnahme des Risikos. Verantwortlich ist die Tatsache, dass die Bandscheiben bereits sehr „trocken“ sind.

Auslöser für die Vorwölbung der Bandscheibe

Auch wenn der altersbedingte Verschleiß die grundsätzliche Ursache ist, braucht es in der Regel weitere belastende Faktoren, um eine Bandscheibenvorwölbung hervorzurufen. Dazu zählen beispielsweise Faktoren wie:

Schwere körperliche Arbeit (altersunabhängig)
Fehlerhafte Belastung durch falsches Heben und Tragen
Zu schwach ausgebildete Bauch- und Rückenmuskulatur
„Angelernte“ Haltungsfehler (z.B. durch unergonomisches Sitzen in Beruf und Alltag)
Bewegungsmangel und eine daraus resultierende Unterernährung des Bandscheibengewebes
Übergewicht durch fehlerhafte Ernährung
Ruckartige Bewegungen im Haushalt, bei der Arbeit oder beim Sport
Unfälle und traumatische Verletzungen (z.B. Autounfälle, Treppenstürze)

Bei jüngeren Menschen treten Bandscheibenvorwölbungen häufiger durch Unfälle mit hoher Krafteinwirkung auf. Seltener hingegen ist die Hervorwölbung der Bandscheiben altersunabhängig infolge einer angeborenen Bindegewebsschwäche oder einer angeborenen Fehlhaltung, welche die Bandscheiben einseitig belastet.

Neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Folge können auch Herpesviren eine Rolle bei der Entstehung degenerativer Veränderungen am Knorpelgewebe der Bandscheiben spielen. Unter dem Strich ist die Bandscheibenprotrusion meist eine Verkettung mehrerer Faktoren aufgrund der altersbedingten Degeneration des Bandscheibengewebes.

Bandscheibenvorwölbung – Symptome

In vielen Fällen ist die Bandscheibenvorwölbung völlig symptomfrei. Das ist immer dann der Fall, wenn sich der äußere Faserring noch nicht so weit in Richtung Wirbelkanal bewegt hat, dass dieser auf die Spinalnerven oder das Rückenmark selbst drückt. Ist dieser Punkt jedoch erreicht, äußert sich die Bandscheibenvorwölbung anhand von starken lokalen Schmerzen an der betroffenen Stelle der Wirbelsäule. Diese können auch ausstrahlen.

Patienten beschreiben die auftretenden Schmerzen häufig als dumpf, tiefsitzend und teilweise brennend. Wo genau die Ursache des Schmerzes sitzt und in welche Körperregionen er ausstrahlt, hängt davon ab, welche Nerven bzw. Nervenknoten dem Druck ausgesetzt sind. Bei einer Bandscheibenvorwölbung im Bereich LWS (lumbale Bandscheibenvorwölbung) treten die Schmerzen im Bereich des unteren Rückens auf und strahlen oftmals in den Po und in die Beine aus.

Ist hingegen die Brustwirbelsäule betroffen, können die Schmerzen rund um den Brustkorb ausstrahlen, da sich unser Nervensystem in diesem Bereich von der Wirbelsäule aus wie ein Ring in Richtung Brustbein erstreckt. Typisch für eine Bandscheibenprotrusion der HWS sind Schmerzen im Bereich des Nackens, die bis in die Arme und Finger hinein ausstrahlen. Ferner kann es neben Schmerzen zum Auftreten weiterer neurologischer Symptome kommen, die denen eines Bandscheibenvorfalls (Hexenschuss) sehr ähnlich sind.

Weitere mögliche Symptome für eine Bandscheibenvorwölbung

Missempfindungen wie Kribbeln oder Ameisenlaufen
Leichte Taubheitsgefühle u.a. in den betroffenen Extremitäten
Komplettes Fehlen des Gefühls in Extremitäten in schweren Fällen
Verschlimmerung von Schmerzen und Missempfindungen durch Husten, Niesen etc.
Sensibilitätsstörungen z.B. an den Finger- oder Zehenspitzen
Motorische Ausfallsymptome wie Schwächegefühle und schnelle Erschöpfung
Abgeschwächte oder fehlende Reflexe im Versorgungsbereich des betroffenen Nervs
In schweren Fällen Lähmungserscheinungen

Unterscheidung zwischen Vorwölbung und Vorfall

Da die Symptome für eine Bandscheibenprotrusion nahezu identisch mit den Symptomen eines Bandscheibenvorfalls sind, ist ein umfangreiches Diagnoseverfahren erforderlich. Dazu zählen etwa neurologische Tests, mit deren Hilfe der Arzt zunächst einmal bestimmen kann, welche Nervenwurzel betroffen ist.

Im Anschluss folgen bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomographie (CT) oder die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT). In seltenen Fällen ist für eine eindeutige Diagnose auch eine sogenannte Myelografie nötig. Dabei wird ein Kontrastmittel in den Wirbelkanal gespritzt, das später im CT- bzw. Röntgenbild sichtbar ist.

Bandscheibenvorwölbung – Behandlung

Wie bei einem Bandscheibenvorfall erfolgt die Behandlung einer Bandscheibenvorwölbung in der Regel zunächst konservativ. Nahezu immer reichen die speziell entwickelten konservativen Behandlungskonzepte vollkommen aus. Im Fokus der Behandlung stehen zunächst die Beseitigung der Schmerzen und Missempfindungen sowie die Wiederherstellung der Beweglichkeit.

Zur Schmerzbekämpfung verschreiben Mediziner sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) mit Wirkstoffen wie Ibuprofen, Indiometacin, Piroxicam, Acetylsalicylsäure oder Diclofenac. Zusätzlich kommen auch nicht entzündungshemmende Wirkstoffe wie Novalgin oder Paracetamol zum Einsatz.

Bei besonders starken akuten Schmerzen werden auch schmerz- und entzündungslindernde Mittel wie Cortison direkt in die Wirbelsäule injiziert. Unterstützend hilft in der Akutphase neben der Wärmebehandlung mittels Wärmekissen, Wärmepflaster und Rotlicht zur Muskelentspannung auch die Entlastung der Wirbelsäule mit Hilfe eines Stufenbetts.

Stabilisierung des Rückens als wirksame Prophylaxe

Im Anschluss an die Schmerztherapie folgt die Stärkung und Stabilisierung des Rückens. In der Regel verschreibt der behandelnde Arzt krankengymnastische Übungen, Physiotherapie sowie ein patientengerechtes Muskelaufbautraining. Durch die Kräftigung der Stützmuskulatur im Bereich von Bauch und Rücken erfolgt eine Stabilisierung der Wirbelsäule, wodurch das Risiko für eine erneute Vorwölbung der Bandscheibe sinkt.

Auch die Teilnahme an Kursen zur Rückenschulung ist für die dauerhafte Besserung sowie die Risikominimierung sehr zu empfehlen. Im Rahmen solcher Kurse lernst Du beispielsweise, wie Du Deinen Rücken im Alltag so gut wie möglich entlastest. Hinzu kommen Empfehlungen, wie Du Fehlbelastungen auch im Beruf vermeidest.

Wann muss eine Bandscheibenvorwölbung operiert werden?

Eine Bandscheibenvorwölbung muss nur in den wenigsten Fällen operativ behandelt werden. Notwendig ist das nur in schweren Fällen, in denen das Rückenmark durch den Druck des Faserrings bereits schwer geschädigt ist oder eine solche Schädigung droht. Ein untrügliches Anzeichen (Indikation) für Schäden am Rückenmark und die Notwendigkeit einer Operation sind Symptome wie vegetative Funktionsstörungen wie Magen-, Darm- und Blasenprobleme z.B. durch das Versagen der betreffenden Schließmuskeln. Ratsam ist eine Operation auch dann, wenn die konservative Therapie erfolglos bleibt und sich die Symptome trotz Therapie rasch verschlimmern.

Darum sorgt regelmäßige Bewegung für starke Bandscheiben

Um das Risiko für eine Vorwölbung der Bandscheibe und damit auch später einen Bandscheibenvorfall zu verringern, ist regelmäßige Bewegung unerlässlich. Ursächlich ist, dass unsere Bandscheiben nicht wie etwa Muskeln über die Durchblutung, sondern über Diffusion ernährt werden. Du kannst Dir die Bandscheiben wie einen Schwamm vorstellen, die durch das Zusammendrücken Flüssigkeit mit Stoffwechselendprodukten abgeben und bei Entlastung Flüssigkeit mit Nährstoffen aufnehmen.

Dieses System funktioniert aber nur dann gut, wenn die Bandscheiben regelmäßig einem solchen Wechseldruck ausgesetzt sind. Wer hingegen die meiste Zeit des Tages sitzt und keinen Ausgleichssport macht, erhöht sein Risiko deutlich, da das Gewebe der Bandscheiben schlechter mit Wasser und Nährstoffen versorgt wird.

Bereits regelmäßige Spaziergänge oder das Treppensteigen verbessern die Versorgungslage der Bandscheiben beträchtlich, da das Gehen eine vertikale Wechseldruckbelastung erzeugt. Sportarten, bei denen dies ebenfalls der Fall ist, sind also ideale Präventionsübungen. Je nach körperlichem Fitnesszustand und eventuellen Schädigungen des Rückens kommen unterschiedliche Sportarten in Betracht. Darunter etwa:

Joggen
Wandern
Nordic Walking
Reiten (gemächlich)
Tanzen
Schwimmen

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