Wodurch entstehen verklebte faszien?
Um herauszufinden, wie deine Faszienschmerzen entstehen, ist es wichtig zu verstehen, was Faszien überhaupt sind: Faszien sind wie ein Netz, das deinen kompletten Körper durchzieht und die verschiedenen Teilbereiche, wie eine Funktionseinheit miteinander verbindet. Sie verleihen dem Körper Stabilität und darüber hinaus die notwendige Spannung, damit du dich überhaupt kontrolliert bewegen kannst. Gleichzeitig sind die Faszien aber auch ein riesiges Sinnesorgan, das sehr empfindlich für Störungen ist. Werden deine Faszien nun verletzt, überlastet oder stark gereizt, nehmen diese Schaden. Sie verspannen sich, verkleben oder bilden sogar kleine Risse im Gewebe aus. All das ist in unterschiedlichen Ausprägungen und Intensitätsgraden als Schmerzen wahrnehmbar. Aber welche Erklärung gibt es nun für Schmerzen und Verklebungen der Faszien?
Wissenschaftler sind sich mittlerweile einig und sehen die Ursache des Schmerzes in unserem Grundsystem. Mit dem Grundsystem ist die extrazelluläre Matrix gemeint, deren Flüssigkeit gemeinsam mit dem von Fibroblasten gebildeten Kollagen für eine erhöhte Festigkeit der Matrix verantwortlich ist. Fibroblasten beeinflussen zudem maßgeblich die Gewebespannung, die flüssig bis steif werden kann und dadurch Einfluss auf die Fließfähigkeit bzw. Geschmeidigkeit der extrazellulären Matrix hat. Bei Verspannungen über einen längeren Zeitraum, wird die betroffene Muskulatur geringer durchblutet und es kommt folglich zu einer Mangelernährung, Stoffwechselschlacken, verringerter Sauerstoffversorgung im Gewebe. Zudem nimmt die Zähflüssigkeit in der Matrix zu und ist durch Myogelosen (Muskelhartspann) erkennbar. Diese sogenannten Myogelosen machen sich als einzelne Knoten oder wurstähnlichen Gebilden bemerkbar und werden mit lokalen und ausstrahlenden Schmerzen verspürt. Das erklärt nun also auch, warum sich verklebte Faszien wie eine Art „Verknotung“ anfühlen und Folgen wie Schmerzen, Bewegungseinschränkungen bis Entstehung von Krankheiten daraus resultieren können.
Bei Entzündungen, Dauerüberlastungen oder Störungen im Körper produzieren unsere Bindegewebszellen unaufhörlich Kollagenfasern zur „Heilung“ (Fibrose). Durch diese verklebten und festen Faseranhäufungen verlieren die Faszien an Geschmeidigkeit und Elastizität, können nicht mehr richtig gleiten und verfilzen. Ursachen wie Fehlhaltungen, einseitige Belastungen, Überbelastungen, Stress oder Bewegungsmangel begünstigen die Entstehung von Entzündungen und resultieren in schmerzenden und verklebten Faszien im gesamten Körper
du leidest unter faszien schmerzen – verklebte Muskeln identifizieren
Der mit Abstand problematischste Faktor in Sachen Faszien Schmerzen ist die Tatsache, dass die Faszien unseren Körper wie eine Hülle umspannen. Das bedeutet, dass verklebte Faszien nicht unbedingt dort auftreten müssen, wo sie ihren Ursprung haben. Durch die Verbindungen der langen Faszienketten kann es sein, dass sich eine Fußproblematik anhand von verklebten Muskeln am Oberschenkel oder eine Faszienproblematik im unteren Rücken anhand von Nacken- und Schulterbeschwerden zeigt. Das führt leider oft zu Fehldiagnosen oder gar keiner Diagnose beim Arzt, da in der Schmerzregion kein Auslöser für den Schmerz gefunden werden kann. Umso wichtiger ist es, dass Du die typischen Begleitsymptome für Muskel Schmerzen kennst. Häufig kannst du anhand der folgenden sechs Symptome erkennen, ob die Ursache im Bereich Deiner Faszien zu suchen ist. Mit diesem Wissen kannst Du selbst mit Hilfe der entsprechenden Übungen gegensteuern und gibst Deinem Arzt bzw. Physiotherapeuten zudem wertvolle Hinweise.
Einseitige Beschwerden
Da Faszien wie Bahnen in Form von Ketten durch den Körper verlaufen, breiten sich Schmerzen oft entlang dieser Bahnen aus. In der Regel handelt es sich um „longitual“ verlaufende Bahnen, die sich vertikal von Kopf bis Fuß erstrecken. Dementsprechend sind einseitig auftretende Beschwerden ein klarer Indikator für ein Faszien Problem. Nicht selten äußern sich verklebte Muskeln an der rechten Wade z.B. anhand von Faszien Schmerzen am rechten Oberschenkel. In einigen Fällen können die Probleme aber auch überkreuz auftreten. Das ist z.B. dann der Fall, wenn eine einseitige Fehlhaltung kompensiert wird und es dadurch zu Problemen auf der spiegelbildlichen Körperseite kommt.
Strecken und Bewegungen fallen schwer
Haben Schmerzen bzw. Beschwerden ihren Ursprung in den Faszien, gehen diese häufig auf Verklebungen, Verfilzungen und Versteifungen zurück. Das wiederum führt dazu, dass sich Deine Bewegungen steif anfühlen und Du Dich beim Durchbewegen wie in einem zu engen Kleidungsstück gefangen fühlst. In einigen Fällen kommt auch das Gefühl dazu, nicht genug Kraft für gewisse Bewegungen zu haben.
Großflächige FaszienSchmerzen
Während einige mögliche Schmerzursachen, wie z.B. Gelenkverletzungen eher einen punktuellen Schmerzreiz auslösen, ist das bei Faszienschmerzen meist anders. In der Regel gehört hier ein relativ großflächiges Schmerzareal zu den markanten Symptomen. Das heißt jedoch nicht, dass Faszien Schmerzen nicht auch punktuell auftreten können. Oftmals treten diese punktuell an besonders hartnäckig verklebten oder entzündeten Punkten auf.
Unklarer Schmerz
Ebenso wie großflächige Schmerzen sind auch unklare Schmerzen kein zu 100 Prozent sicheres Identifikationskriterium für Faszien Schmerzen. Allerdings kommt es bei Schmerzen, die durch die Faszien verursacht werden, häufig dazu, dass sich der Schmerz sogar wandelt und gar nicht genau beschrieben werden kann. Mal ist es wie ein Drücken. Mal ist der Schmerz großflächig brennend. In anderen Fällen fühlt es sich eher pochend oder gar wie ein unterschwelliges Kitzeln in der Muskulatur an. Wie auch die Stelle, an der Du die Schmerzen wahrnimmst, kann sich bei verklebten Faszien mit der Zeit die Intensität ändern.
Schmerzen reduzieren sich durch Bewegung
Durch Bewegungsmangel kommt es zu hartnäckigen Verklebungen der Faszien und daraus resultierenden Schmerzen. Handelt es sich um nicht allzu hartnäckige Verklebungen, können sich diese mit der Zeit durch Bewegung zumindest teilweise lösen. Mit der Bewegung verschwindet der Schmerz zeitweise oder verringert sich zumindest. Typischerweise kehren die Schmerzen aber in gewohnter Stärke zurück, sobald Du Dich wiederum längere Zeit nicht bewegt hast. Bei bereits sehr lange bestehenden Faszienverklebungen, die extrem verhärtet sind, ist die Linderung durch Bewegung nur noch gering.
Symptome treten einige Zeit nach Verletzung auf
Ein weiteres typisches Symptom klassischer Faszien-Schmerzen tritt im Nachgang von Verletzungen auf. Dazu zählen neben Unfällen auch Narben, die nach Operationen verbleiben. Stell Dir vor, Du verletzt Dich beim Sport am Sprunggelenk und einige Monate später spürst du Schmerzen an der Außenseite des Knies, ohne dass eine Knieverletzung vorliegt. In einem solchen Fall kann die ursprüngliche Verletzung am Sprunggelenk zu einer Überlastung bzw. Fehlbelastung des gesamten Faszienstrangs führen. Diese wiederum tritt an anderer Stelle zutage. Wenn Du also vor ein paar Monaten eine Verletzung hattest und nun Schmerzen entlang des „longitualen“ Verlaufs der betreffenden Faszie verspürst, kann es sich um typische Faszien-Schmerzen handeln. Ebenfalls verbreitet sind Narben als Ursache für Faszien-Schmerzen, da diese den Verlauf, die Beweglichkeit und die Struktur der Faszien stören. Nicht umsonst spüren beispielsweise junge Mütter häufig Monate nach einem Kaiserschnitt Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule.