Beinlängendifferenz

beinlaengendifferenz

Beinlängendifferenz – Definition

Die Beinlängendifferenz beschreibt das Phänomen unterschiedlich langer Beine. Eine minimale Beinlängendifferenz im Bereich von 2-3 Millimetern ist beim Menschen eher die Regel als die Ausnahme. Eine geringfügige Beinlängendifferenz bleibt dementsprechend ein Leben lang unentdeckt und verursacht keine Probleme. Besteht ein größerer Unterschied, kann es jedoch zu teils schwerwiegenden Problemen kommen. Gemessen wird die Länge der unteren Extremität zwischen Hüfte und Fuß. In der Medizin unterscheidet man zwischen einer sogenannten reellen bzw. anatomischen und einer funktionellen Beinlängendifferenz. Der anatomische Längenunterschied geht auf eine unterschiedliche Länge der Knochen zurück und ist meist angeboren. Die funktionelle Beinlängendifferenz hingegen entsteht erst durch Einflüsse wie Fehlstellungen einzelner Gelenke oder einen Längenverlust der Muskulatur (Kontraktur).

Beinlängendifferenz – Ursachen

Die Ursachen unterscheiden sich je nachdem, ob es sich um eine funktionelle oder eine anatomische Beinlängendifferenz handelt.

Ursachen für eine anatomische Beinlängendifferenz

Die häufigste Ursache für einen reellen Unterschied der Beinlänge sind angeborene Fehlbildungen. Meist handelt es sich dabei um angeborene Wachstumsstörungen (Osteochondrysplasien). Im Rahmen dieser Erkrankung kommt es zu vermindertem bzw. erhöhtem Knochenwachstum im Wachstumsbereich der Knochen (Epiphyse) bzw. im Bereich der sogenannten Metaphyse zwischen dem Knochenschaft und der Epiphyse. Weitere Ursachen für die anatomische Beinlängendifferenz sind bakterielle und nicht-bakterielle Entzündungen, tumorähnliche Erkrankungen sowie neuroorthopädische Erkrankungen (z.B. Kinderlähmung), die mit Lähmungen in Verbindung stehen. Häufig sind auch Verletzungen (Traumata) wie Knochenbrüche (Frakturen) oder Verletzungen der Wachstumsfuge (Epiphyse) für die anatomische Beinlängendifferenz verantwortlich.

Ursachen für die funktionelle Beinlängendifferenz

Funktionelle Beinlängenunterschiede gehen oftmals auf traumatisch bedingte Verrenkungen (Luxation) zurück. Ein Beispiel ist die Luxation des Hüftgelenks. In vielen Fällen entsteht die Differenz der Beinlänge auch durch eine Verkürzung der Muskulatur im Bereich der Hüft-, Knie- oder oberen Sprunggelenke zurück. Häufig liegt der funktionellen Beinlängendifferenz ein Beckenschiefstand (auch: Hüftschiefstand) zugrunde, der etwa durch Muskelverspannungen oder Fehlhaltungen verursacht wird.

Beinlängendifferenz – Symptome

Während eine leichte Beinlängendifferenz meist keine Symptome oder Beschwerden hervorruft, verursacht die vorhandene Asymmetrie bei stärkeren Differenzen Muskelverspannungen und Schmerzen z.B. im Bereich des unteren Rückens. Die einseitige Überbelastung führt darüber hinaus zu Schmerzen. Das offensichtlichste Symptom einer stärkeren Längendifferenz ist eine sichtbar schiefe Haltung bzw. ein deutlicher Beckenschiefstand. Infolge eines dauerhaften Beckenschiefstands können mit der Beinlängendifferenz auch Begleitsymptome wie Kopf- und Kieferschmerzen sowie ein fortschreitender Verschleiß von Wirbelkörpern und Bandscheiben einhergehen. In vielen Fällen können auch unterschiedliche Abriebmuster der Schuhsolen auf eine Beinlängendifferenz hinweisen. Bei einer Differenz von mehr als zwei Zentimetern kommt es bei vielen Patienten sogar zu Beschwerden beim Sitzen, die durch eine optisch gut zu erkennende Schonhaltung kompensiert werden.

Beinlängendifferenz – Behandlung

Da eine unbehandelte starke Beinlängendifferenz zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule (Skoliose) oder Arthrose führen kann, solltest Du bei Verdacht die Beinlängendifferenz messen lassen. Die Art und Notwendigkeit einer Behandlung beruhen auf der Ursache und dem Messergebnis. Bei einer funktionellen Ursache lässt sich die Beinlängendifferenz ausgleichen, indem die zugrundeliegenden muskulären Ursachen mit Hilfe physiotherapeutischer Maßnahmen wie Massagen beseitig werden. Eine geringfügige Beinlängendifferenz von unter einem Zentimeter muss in der Regel nicht behandelt werden. Lässt sich eine Beinlängendifferenz messen, die bei 1-3 Zentimetern liegt, kommen meist orthopädische Einlagen zum Einsatz. Ab drei Zentimetern bis maximal zwölf Zentimetern Längendifferenz empfehlen Orthopäden Fußbettungsorthesen bzw. orthopädische Maßschuhe. Ab drei Zentimetern Differenz kommt auch eine operative Verlängerung des verkürzten Knochens mit Hilfe eines externen Gestänges (Fixateur) infrage.