Migräne

migräne

Migräne – Definition

Hinter dem Begriff Migräne verbirgt sich eine meist phasenartig auftretende Erkrankung, deren Hauptsymptom meist einseitige starke Kopfschmerzattacken sind. Das sehr vielfältige und komplexe Beschwerdebild tritt in unregelmäßigen Abständen auf. Während einige Patienten nur ein- bis zweimal pro Jahr eine solche Attacke erleiden, leiden andere wöchentlich unter Migräne.

Die Attacken selbst dauern in der Regel zwischen 4 und 72 Stunden und kommen je nach Migräneart mit zahlreichen Symptomen wie unter anderem Übelkeit, Lichtempfindlichkeit sowie neurologischen Störungen einher. Aktuellen Statistiken zur Folge sind etwa 7 Prozent aller Männer und rund 13 Prozent aller Frauen von Migräneattacken betroffen. Am häufigsten tritt die Migräne zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr auf.

Eine Erkrankung mit 1.000 Gesichtern

In der Medizin kennt man mittlerweile zahlreiche Migräneformen, die mit jeweils unterschiedlichen Beschwerdebildern einhergehen. Zu den verbreitetsten Migräne-Arten gehören unter anderem:

  • Migräne ohne Aura: Verbreitetste Form der Migräne, deren Hauptsymptom mittlere bis starke Kopfschmerzen sind.
  • Migraine accompagneé (Migräne mit Aura): Zweithäufigste Form der Migräne, von der rund 30 Prozent aller Patienten betroffen sind. Mehr zu den „Aura“-Symptome erfährst Du im Kapitel Symptome.
  • Migraine sans migraine: Aura-Symptome ohne Kopfschmerzen. Hierbei handelt es sich um eine der verbreiteteren Formen der Migräne.
  • Vestibuläre Migräne: Hier treten die Kopfschmerzen in den Hintergrund. Markantestes Symptom sind Schwindel und Gleichgewichtsstörungen durch die Störung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr.
  • Hemiplegische Migräne: Sehr seltene und vermutlich genetisch verursachte Form der Migräne, bei der Betroffene während einer Attacke z.B. bestimmte Gliedmaßen nur schwer oder gar nicht zielgerichtet bewegen können.
  • Basiläre Migräne: Sonderform der Migräne, die vor allem bei jungen Erwachsenen auftritt und vermutlich auf eine zeitweise Verkrampfung der Arteria basilaris zurückzuführen ist. Häufig kommt es zu Sprachstörungen sowie Störungen der Bewegungskoordination, Hörminderung und Kopfschmerzen im Hinterkopf.
  • Menstruelle Migräne: Migräne, die ausschließlich im Zusammenhang mit der Regelblutung auftritt.
  • Chronische Migräne: Eine chronische Migräne liegt dann vor, wenn Du an mehr als 15 Tagen im Monat über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten an Migräne-Attacken leidest.
  • Migräne der Augen: Die retinale und die opthalmoplegische Migräne sind seltene Sonderformen der Migräne, bei denen starke Sehstörungen im Vordergrund stehen.
  • Abdominelle Migräne: Sonderform, die vor allem bei Kindern auftritt. Hier kommt es zu einem dumpfen Schmerz rund um den Bauchnabel, wobei im Gegenzug klassische Kopfschmerzen fehlen.

Migräne – Ursachen

Über die tatsächliche Ursache für Migräne rätselt die Medizin noch immer. Auch wenn aktuell noch keine letztendliche Ursache bekannt ist, wissen wir bereits viel über den Ablauf von Migräneattacken und die dahinterstehenden physiologischen Vorgänge. Auf dieser Basis ist es uns möglich Risikofaktoren und Auslöser (sogenannte Trigger) zu benennen.

Insbesondere Letztere sind jedoch sehr vielfältig und unterscheiden sich von Mensch zu Mensch. Meist ist eine Kombination mehrerer Faktoren für die Entstehung von Migräne verantwortlich. Die Spannweite reicht insgesamt von Schieflagen im Hormonhaushalt über Durchblutungsstörungen im Gehirn bis hin zu Stress, Reizüberflutung und genetischer Vererbung.

Typische Ursachen und Trigger für Migräne

Störung im Serotonin-Haushalt: Das Hormon Serotonin spielt nach aktuellen Erkenntnissen eine zentrale Rolle bei Migräne. Forschern zur Folge kann ein Ungleichgewicht zwischen dem Serotoninspiegel im Gehirn (zentrales Serotonin) und im restlichen Körper (peripheres Serotonin) Migräne-Attacken auslösen. Hintergrund ist etwa die Beobachtung, dass sich die Blutgefäße im Gehirn durch einen zu hohen zentralen Serotoninspiegel zusammenziehen.

  • Hormonschwankungen: Hormone wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen können einen Einfluss auf die Migräne haben. Belegt wird der Zusammenhang dadurch, dass auffallend viele Migräne-Attacken in die Zeit der Periode fallen. Zudem lassen die Migräne-Anfälle mit dem Eintreten der Wechseljahre und dem sinkenden Östrogenspiegel deutlich nach.
  • Die Pille: Der Eingriff in den Hormonstoffwechsel kann im Rahmen der sogenannten „Pillenpause“ zu einer Hormonentzugsbildung führen, die einen hormonell bedingten Migräne-Anfall auslösen kann.
  • Genetische Ursachen: Es ist üblich, dass die Migräne in manchen Familien gehäuft auftritt, wobei vor allem die weibliche Linie betroffen ist. Wenn in Deiner Familie also viele Migränefälle bekannt sind, ist die Wahrscheinlichkeit auch bei Dir deutlich erhöht. Welche biologischen Mechanismen hier genau wirken, ist jedoch noch unbekannt.
  • Wetter: Viele Betroffene berichten davon, dass Migräne-Attacken vornehmlich bei bestimmten Wetterphänomenen eintreten. Dazu gehören starke Temperaturschwankungen, schwül-warme Gewitterluft oder ein plötzlicher Anstieg der Luftfeuchtigkeit. Statistisch ist wetterbedingte Migräne im Winter seltener als im Sommer, da die Wetter- und Witterungsbedingungen stabiler sind.
  • Lebens- und Genussmittel: Bei einigen Menschen kann der Verzehr von bestimmten Lebens- und Genussmitteln ein Migräne-Trigger sein. Dies hängt meist mit den Inhaltsstoffen dieser Lebens- und Genussmittel zusammen, die sich beispielsweise auf die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe auswirken. Typisch sind etwa tyraminhaltige Lebensmittel wie Rotwein, Schokolade und Bananen sowie Zitrusfrüchte, Alkohol und Nikotin.
  • Stress: Stress hat gerade in unserer Gesellschaft unterschiedlichste Ursachen und kann ab einem bestimmten Niveau zum Migräne-Auslöser werden. Auch wenn die meisten Menschen erst nach der Pubertät eine Migräne entwickeln, ist die stressbedingte Migräne gerade bei Kindern verbreitet.
  • Reizüberflutung: Strömen zu viele Signale und Sinnes eindrücke auf das Gehirn ein, entsteht ebenfalls eine Art Stress. Diese Reizüberflutung z.B. durch Multitasking, den im Hintergrund laufenden Fernseher und die gleichzeitige Arbeit am Computer kann das Gehirn überfordern und Migräne triggern.
  • Gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus: Auch das Durcheinanderkommen der „inneren Uhr“ ist für den Körper ein großer Stressor. Vor allem Schichtarbeiter, Fernreisende oder „Nachteulen“ haben ein erhöhtes Migränerisiko. Auch im Umfeld der Zeitumstellung steigt die Anzahl der Migräne-Attacken an.
  • Zu wenig Trinken: Bei manchen Menschen führt auch zu wenig Trinken zu Migräne-Anfällen. Der genaue Zusammenhang liegt aber ebenfalls noch im Dunkeln.

So kannst du Migräne Trigger einschränken

Die Diagnose ist bei Migräne eine besonders langwierige Angelegenheit. Damit Dein Arzt eingrenzen kann, um welche Art der Migräne es sich handelt, macht es Sinn, dass Du nicht nur Deine Symptome festhältst, sondern auch Deine Trigger-Faktoren analysierst. Fertige mit Hilfe eines Fragenkatalogs am besten eine Art Migräne-Tagebuch an. Dieses kannst Du dann auf Übereinstimmungen hin überprüfen und auch selbst an bestimmten Trigger-Faktoren arbeiten. Nützlich sind hier beispielsweise folgende Fragen:

  • Wo und in welcher Stärke traten Kopfschmerzen auf?
  • Wie lange dauerte der Anfall?
  • Zu welcher Tageszeit kam es zur Migräne?
  • Was hast Du unmittelbar vor der Attacke gemacht?
  • Gab es vorher eine Aura oder nicht?
  • Welche Begleitsymptome traten auf?
  • Hast Du zuvor etwas Bestimmtes gegessen oder getrunken?
  • Hast Du überhaupt genug getrunken?
  • Leidest Du aktuell unter Stress?
  • Nimmst Du die Pille ein?
  • Tritt die Migräne gehäuft in Zusammenhang mit der Periode auf?
  • Wie ist das Wetter zum Zeitpunkt des Anfalls gewesen?

Migräne – Symptome

Da die Migräne von Patient zu Patient sehr unterschiedlich verläuft und mit verschiedenen Symptomen daherkommt, gibt es nicht „die“ Symptomatik. Im Folgenden möchten wir Dir dementsprechend die häufigsten Migräne-Symptome sowie den typischen vierphasigen Verlauf aufzeigen.

Die typischen 4 Phasen der Migräne

Vorbotenphase: In vielen Fällen kündigt sich eine Migräne-Attacke im Vorfeld an. Während die „Vorwarnzeit“ bei einigen Patienten nur wenige Stunden beträgt, können sich erste Vorboten bei anderen Betroffenen schon ein bis zwei Tage vorher zeigen. Üblich sind hier Gereiztheit, Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, häufiges Gähnen, Lichtempfindlichkeit, Konzentrationsstörungen oder der Heißhunger auf Süßes oder Salziges.

Migräne-Aura: Bei vielen Migräne-Arten folgt auf die Vorbotenphase die Entwicklung von Wahrnehmungsstörungen, der sogenannten Migräne-Aura. Hier kommt es häufig zu Sehstörungen wie verzerrtem, unscharfem oder doppeltem Sehen sowie Gesichtsfeldausfällen.

Hinzu kommen Empfindungsstörungen wie Kribbeln, die sich ausgehend vom Kopf bis in die Hände ausbreiten können. Auch Störungen des Sprachvermögens (undeutliche Sprache, vergessen von Worten) kann ebenso Teil der Aura-Phase sein wie in seltenen Fällen auch Lähmungserscheinungen (Paresen).

Wichtig: Oftmals werden insbesondere die neurologischen Symptome mit den Symptomen eines Schlaganfalls verwechselt. Während solche Symptome bei einem Schlaganfall schnell eintreten, geschieht dies bei der Migräne-Aura nur langsam. Ebenso langsam verschwinden die Symptome auch wieder. Im Zweifelsfall ist es aber immer besser, den Rettungsdienst zu verständigen!

Kopfschmerz-Phase: Typischerweise treten bei Migräne teils starke Kopfschmerzen auf. Der klassische Migränekopfschmerz macht sich meist halbseitig bemerkbar. Während in manchen Fällen auch der ganze Kopf betroffen ist, kommen einige Migräne-Formen auch ganz ohne Kopfschmerzen daher. Die Kopfschmerzen werden meist als stechend und pulsierend beschrieben.

Ergänzt wird der Kopfschmerz in der Kopfschmerz-Phase häufig durch Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen und Empfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm oder bestimmten Gerüchen. Während sich die Symptome bei Anstrengung verstärken, sorgen Ruhe und Dunkelheit meist für Linderung.

Erholungsphase: In der Erholungsphase haben sich die Kopfschmerzen ebenso verflüchtigt wie die Begleitsymptome. Nichtsdestotrotz fühlen sich viele Betroffene auch in den Tagen nach einer Migräne-Attacke noch immer müde, erschöpft und oftmals auch gereizt.

Wo liegt der Unterschied zu normalen Kopfschmerzen?

Kopfschmerzen sind bei Migräne eine sehr individuelle Angelegenheit. Das betrifft sowohl die Intensität als auch die Dauer. Bei bestimmten Migräne-Formen bleiben die Kopfschmerzen gar ganz aus. In den meisten Fällen liegt der Unterschied zu „normalen“ Kopfschmerzen jedoch in der betroffenen Region. Während sich klassischer Spannungskopfschmerz vor allem beidseitig an den Schläfen oder der Stirn zeigt, handelt es sich bei Migräne-Kopfschmerzen in der Regel um einen halbseitigen Kopfschmerz, der eine ganze Kopfhälfte betrifft.

Migräne – Behandlung

Grundsätzlich muss man bei der Migräne-Therapie zwischen der Akut-Therapie und der Prophylaxe unterscheiden. Während es in der Akut-Therapie vor allem um die Linderung der Kopfschmerz-Symptomatik sowie der stärksten Begleiterscheinungen geht, zielt die Prophylaxe darauf ab, Trigger-Events zu vermeiden und damit die Anzahl der Attacken zu minimieren.

So kannst Du bei einem akuten Migräne-Anfall handeln

Was tun bei Migräne? Das ist die wohl häufigste Frage, die sich Betroffene aufgrund des oft hohen Leidensdrucks stellen. Wichtig ist vor allem schnelles Handeln, denn je früher Du gegen die Migräne gegensteuerst, desto milder fallen meist die Symptome aus. In einigen Fällen ist es sogar möglich, die Attacke schon in der Vorbotenphase abzufangen.

Gegen Kopfschmerzen haben sich vor allem nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) als besonders wirksam herausgestellt. Dabei handelt es sich um Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Naproxen und Ibuprofen, die sowohl schmerz- als auch entzündungslindernd wirken. Wichtig ist, dass die Wirkung möglichst schnell einsetzt.

Daher sind Präparate mit unterstützendem Koffein oder Pulver, die sich bereits im Mund auflösen, die ideale Lösung. Viele Betroffene schwören beispielsweise auf die rasche Einnahme von Acetylsalicylsäure mit Cola oder Kaffee. In schwereren Fällen kannst Du Dir von Deinem Arzt auch sogenannte Triptane verschreiben lassen. Als Alternative bzw. Ergänzung empfehlen manche Ärzte auch Pfefferminzöl, das in die Kopfhaut einmassiert wird. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Folge setzen sich bestimmte Stoffe an den Schmerzrezeptoren fest und lindern so den Kopfschmerz.

Wenn Du während der Migräne-Attacken unter starker Übelkeit leidest, bietet sich zudem die Einnahme von Antiemetika ein. Neben der medikamentösen Behandlung spielt Ruhe eine große Rolle. Bei den meisten Betroffenen bessert sich die Symptomatik durch ruhiges Liegen in einem abgedunkelten Raum.

So kannst Du der Migräne vorbeugen

Um die Anzahl der Attacken und deren Intensität zu reduzieren, gibt es parallel zum Einsatz spezieller Migräne-Medikamente (z.B. Metoprolol, Topiramat, Amitriptylin) auch einige Dinge, die Du selbst in die Hand nehmen kannst:

  • Betreibe regelmäßig Ausdauersport.
  • Versuche Deinen alltäglichen Stresslevel zu senken.
  • Eigne Dir Entspannungstechniken wie progressive Muskelrelaxation oder Achtsamkeit an.
  • Eine Verhaltenstherapie kann den Umgang mit dem Schmerz erleichtern.
  • Analysiere Dein Migräne-Tagebuch und vermeide konsequent Deine persönlichen Trigger-Faktoren.