Hüftimpingement

hueftimpingement

Hüftimpingement – Definition

Beim sogenannten Hüftimpingement (auch: Femoroacetabulares Impingement) handelt es sich um ein Engpasssyndrom der Hüfte, das durch anatomische oder strukturelle Umstände mit einer Veränderung des Hüftgelenks verbunden ist. Veränderungen an Hüftkopf und Hüftpfanne verursachen dabei durch die veränderte Form beider Gelenkpartner eine Verengung des Gelenkspalts und dadurch biomechanische Probleme (sog. Anstoßphänomene). Diese wiederum können reproduzierbare bewegungsabhängige Schmerzen, schmerzhafte Bewegungseinschränkungen und einen verfrühten Verschleiß des Hüftgelenks nach sich ziehen. Durch das Aneinanderschlagen der Knochen des Hüftgelenks werden Knorpelschäden am Hüftgelenk begünstigt. Nicht umsonst ist das Hüftimpingement eine der Hauptursachen für die Entstehung einer sogenannten sekundären Hüftarthrose. Abhängig davon, welche anatomische Struktur des Hüftgelenks eine veränderte Form aufweist, unterscheiden Mediziner seit ca. 1990 das Nockenwellen Impingement (CAM), das Beißzangen-Impingement (Pincer-Impingement) und das Mixed-Impingement.

Nockenwellen-Impingement (CAM)

Typisch für das sogenannte Nockenwellen-Impingement (CAM) ist ein vergleichsweise großer Hüftkopf, der im Verhältnis zum Knochenhals zu breit ist. Dadurch sitzt der Hüftkopf nicht mehr exakt in der Gelenkpfanne. Bei Bewegung kann es passieren, dass der Gelenkkopf minimal aus der Gelenkpfanne gedrückt wird. Umso weiter der Hüftkopf die Gelenkpfanne verlässt, desto höher ist die Reibung zwischen dem Hüftkopf und anderen umliegenden Strukturen des Hüftgelenks. Hat sich beispielsweise an einer Seite des Gelenkkopfs ein Knochenvorsprung gebildet, wird der Oberschenkelkopf bei bestimmten Bewegungen in der Hüftpfanne eingeklemmt und verursacht degenerative Veränderungen des Gelenkknorpels. Insbesondere bei stark dehnenden oder schnellen Bewegungen kann der Gelenkkopf den Gelenkknorpel ein- oder sogar stückweise abreißen. Darüber hinaus ist auch eine Schädigung der Gelenklippe möglich, die den vorderen, hinteren und oberen Rand der knöchernen Gelenkpfanne auskleidet und dem Hüftkopf das reibungslose Gleiten ermöglicht. Auf diese Weise wird die Gelenkklippe fortwährend ausgedünnt und zunehmend unförrmiger.

Beißzangen-Impingement

Beim Pincer-Impingement liegt hingegen eine Fehlbildung der Gelenkpfanne vor. In der Regel handelt es sich um eine zu tief ausgeprägte Hüftpfanne, durch die der Oberschenkelkopf ebenfalls nicht passgenau in der Gelenkpfanne sitzt. Somit kann dieser nicht alle Bewegungsrichtungen eines gesunden Hüftgelenks einnehmen, ohne dass der Kopf an der Gelenkpfanne anschlägt und dort die entsprechenden Strukturen reizt bzw. beschädigt. Meist tritt diese Form des Hüftimpingements an der Vorderseite des Gelenks auf. Wird die Hüfte bei einem Beißzangen-Impingement stark gebeugt, kann der Oberschenkelknochen (Os femoris) im Bereich unmittelbar unterhalb des Kopfes an die Gelenkpfanne anstoßen.

Meistens handelt es sich um eine Mischform

Reine Pincer- bzw. CAM-Impingements machen nur einen Teil der Hüftimpingements aus. In einem Großteil aller Fälle handelt es sich um Mischformen (Mixed-Impingement), die Merkmale beider Varianten aufweisen. Die jeweilige Ausprägung der Veränderungen an Hüftpfanne und Hüftkopf variiert dabei stark.

Hüftimpingement – Ursachen

Die Ursache für das Hüftimpingement sind knöcherne Deformierungen, wie z.B. die Entwicklung von Knochenspornen. Diese können sowohl am Oberschenkelkopf als auch am Hüftgelenkspfannendach auftreten. Auch wenn die genaue Ursache für die Entstehung der genannten Deformierungen noch nicht restlos geklärt ist, ist die genetische Veranlagung für eine solche mechanische Deformation vermutlich eine der Hauptursachen. In der Medizin geht man zudem davon aus, dass die deutlich überhöhte Belastung der Wachstumsfuge während eines Wachstumsschubs im Pubertätsalter ebenfalls ein Risikofaktor für die Entwicklung eines Hüftimpingements ist. Das Beißzangen-Impingement mit seiner charakteristisch großen und tiefen Gelenkpfanne wird hingegen in Verbindung mit Erkrankungen des Bindegewebes gebracht. Zudem tritt es bei Frauen 2- bis 3-mal häufiger auf als bei Männern. Eine klar definierte Ursache lässt sich in der Praxis jedoch nur in den wenigsten Fällen bestimmen.

Hüftimpingement – Sport ist ein Risikofaktor

Insbesondere das CAM-Impingement wurde in der Vergangenheit immer wieder bei Patienten nachgewiesen, die in ihrer Jugend viel Sport betrieben haben. Zudem scheint das Risiko für ein Hünftimpingement bei Sport mit einem spezifischen Belastungsmuster der Hüfte deutlich höher zu sein. Dazu zählen Disziplinen wie Eishockey, Fußball, Tanzen sowie diverse Kampfsportarten, bei denen es häufig zu Innendrehungen und Beugungen im Hüftgelenk kommt. Da das Hüftimpingement durch Sport begünstigt werden kann, sollte im frühen Kindesalter auf Leistungssport verzichtet werden. Immerhin steht an dieser Stelle der Verdacht im Raum, dass die Überlastung zu wiederholten kleinen Verletzungen des Wachstumsfuge des Hüftkopfs führen kann.

Hüftimpingement – Symptome

Während das Hüftimpingement im Frühstadium nicht schmerzhaft und weitestgehend ohne wahrnehmbare Symptome verläuft, ändert sich dies mit zunehmendem Fortschreiten schleichend. Typisch sind wie bei den meisten Hüfterkrankungen Schmerzen im Bereich des seitlichen Beckens, der Leistengegend, des Gesäßes und des Oberschenkels. Der Schmerz nimmt bei Belastung, wie beispielsweise beim Treppensteigen sowie bei starker Beugung zu. Charakteristisch ist ein verhältnismäßig starker Anlaufschmerz nach längerem Verharren in sitzender Position, der während der Bewegung wieder abflacht. Da auch das Eindrehen des Beines (Innenrotation) Schmerzen verursacht oder verstärkt, ist bei vielen Patienten eine Schonhaltung zu beobachten. Dabei drehen die Betroffenen das Bein leicht nach außen, was an der Fußstellung ersichtlich ist. Hinzu kommen weitere Symptome wie: Leicht hinkendes Gangbild Bewegungseinschränkungen des Hüftgelenks (z.B. erschwertes Schuhe anziehen) Bewegungsunabhängige Ruheschmerzen Nachtschmerz (bei fortgeschrittenem Knorpelschaden mit beginnender Arthrose)

Hüftimpingement – Behandlung

Welche Therapie die richtige für die Behandlung ist, hängt von der Art und Ursache des Hüftimpingements ab. Zudem wird die Therapie an das individuelle Beschwerdebild angepasst. Grundsätzlich kommt sowohl ein konservativer als auch ein operativer Ansatz infrage.

Konservative Behandlungsansätze

Die Konservative Behandlung verspricht vor allem in frühen Stadien Erfolg und wird der operativen Behandlung vorgezogen. Teil des konservativen Ansatzes ist die Beseitigung der Schmerzen und der vorhandenen Entzündung durch die Einnahme von entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten. Zu diesen sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatikern (NASR) gehören unter anderem Ibuprofen, Diclofenac und Aspirin. Hinzu kommen oftmals sogenannte Cox-2-Hemmer (Coxibe) Alternativ ist auch die Injektion Medikamenten von an die entsprechenden Stellen im Gelenk möglich (intraartikuläre Injektion). Die zweite Säule der konservativen Behandlung ist die Physiotherapie. Im Rahmen regelmäßiger Besuche bei einem geschulten Therapeuten wird die umgebende Muskulatur gekräftigt, um das Hüftgelenk zu stabilisieren, die Koordination zu optimieren und die Beweglichkeit zu verbessern. Bei einem CAM-Impingement ist die Physiotherapie oft nur eingeschränkt möglich, da sich die Behandlung auch nachteilig auswirken kann. Ist eine bestimmte Sportart haupt- oder mitverantwortlich für das Hüftimpingement, muss die weitere Ausübung mit einem Arzt abgestimmt werden.

Operative Behandlung

Bringt die konservative Behandlung keine Linderung, ist die operative Behandlung sowohl zur Schmerzbehandlung als auch zur Beseitigung des bereits vorhandenen Schadens alternativlos. In der Regel erfolgt die Operation in Form einer minimal-invasiven Arthroskopie. Dabei wird das chirurgische Werkzeug durch kleine Schnitte zusammen mit einer Kamera (Endoskop) in das Hüftgelenk eingeführt. Auf diese Weise hat der Chirurg die Möglichkeit, Knorpelwucherungen und überschüssiges Knochenmaterial abzutragen oder eine instabile Gelenklippe wieder zu stabilisieren. Dank spezieller Werkzeuge ist es heute möglich, dem Oberschenkelkopf seine natürliche Form wiederzugeben und damit eine schmerzfreie und passgenaue Funktion zu garantieren. Besonders gut funktioniert die Arthroskopie beim CAM-Impingement sowie bei Mischformen. Liegt ein Pincer-Impingement vor, ist das Verfahren etwas komplizierter aber dennoch durchführbar. Im Fokus der Operation steht hier die Anpassung der Gelenkpfanne, sodass der Oberschenkelhals perfekt eintauchen kann. Der große Vorteil des minimal-invasiven Eingriffs liegt im geringeren Komplikationsrisiko, dem geringeren technischen und zeitlichen Aufwand sowie der schnelleren Genesung. Eine offene Operation (chirurgische Hüftluxation), bei der die Hüfte ausgerenkt wird, ist nur noch in wenigen Fällen notwendig. Unabhängig von der Art der operativen Behandlung, dauert es mindestens vier bis sechs Monate, bis das Hüftgelenk so weit genesen ist, dass die körperliche Belastungsfähigkeit wieder zu 100 Prozent gegeben ist. Lag zum Zeitpunkt des Eingriffs noch kein signifikanter Knorpelschaden vor, kannst Du nach der Operation sogar wieder uneingeschränkt Spitzensport betreiben.